Lucy

Leise nieselte der Regen auf das Kopfsteinpflaster unter der Feuerleiter. Im Schein einer Laterne stand die kleine Lucy. Nur in ihrem Nachthemd, zitternd vor dem Schacht in der Mitte der Strasse. Sie war klatschnass und das Wasser tropfte von ihrer Nase. Die ganze Zeit schon starrte sie auf den Deckel, aber der bewegte sich nicht. Jetzt schlug die Kirchturmuhr. Erst vier-, dann zwölfmal. Lucy riß die Augen auf, doch der Gullideckel rühte sich nicht. Enttäuschung mischte sich in ihren Bilck. Plötzlich blendete sie ein Autoscheinwerfer, kam direkt auf Lucy zu. Instinktiv drückte sie ihre Puppe fester in den Arm. Der Wagen hielt, die Silouette eines großen kräftigen Mannes konnte sie erkennen. So einen von der Art vor der Mutti immer gewarnt hatte. Sie versuchte ihm in die Augen zu sehen, doch das Licht blendete zu sehr. "Suchst du auch den Werwolf?" fragte Lucy unvermittelt "Der ist nicht hier." antwortete eine tiefe raue Stimme. "Aber ich suche kleine Mädchen die nachts weglaufen!" Schreiend rannte Lucy die Strasse hinunter in Richtung zu Hause. Die schweren Schritte von Cowboystiefeln folgten ihr. Ihre kleinen Füsse platschen durch die Pfützen immer schneller, immer schneller. Hinter sich hörte sie das schnaufen, dann ein lautes klatschen, ein Fluchen. Doch der Mann berappelte sich schon wieder und fluchte jetzt über sein Knie. Humpelnde Schritte folgten ihr nun. Endlich erreichte Lucy die Tür auf der Veranda. Verzweifelt rüttelte sie an dem Knauf, aber die Tür war zu. Da kam er schon auf die erste Verandastufe. Lucy sprang zur Seite und rannte durch die hintere Küchentür ins Haus und verschloss sie hinter sich. Keuchend quetschte sich Lucy an die Wand neben dem Kühlschrank, als das Licht anging. "Schatz, da bist du ja! Wo warst du wieder?" Doch es gab keine Antwort, denn an Tür klingelte es. "Nein Mama, mach nicht auf, der will mich holen" weinte die Kleine. Ihre Mutter war längst an der Tür. Lucy schaute vorsichtig um die Ecke und erschrak. Im Lichtschein der Aussenleuchte glitzerten graue, störrische Haare. Da war er, der Werwolf. "Mam", sagte der Werwolf "ist Lucy heil angekommen?". "Ja" antwortete die Mutter "aber was ist mit ihnen passiert Sheriff?" Der alte Mann schüttelte den Kopf und strich das Wasser aus seinem Schnurbart. "Nicht der Rede wert, Mam."