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Im Leichensack

Mit einem langen Siiiiippp schloß sich der Reißverschluß und es wurde dunkel über mir. Nur die Stimmen hörte ich noch. „Was haben sie bei ihm gefunden?“ fragte die hellere Stimme. Eine Pianosaite und eine Bierflasche in der Jacke, ein kleines Wollknäuel in der Hosentasche, sonst nichts, keine Papiere, kein Geld.“ antwortete die tiefere ruhige Stimme. Ihr hatte schon mein Anblick nichts ausgemacht, hatte wahrscheinlich Routine. „Gut, dann bringen sie ihn weg“ befahl die hellere Stimme. Es ruckelte, klapperte, irgendetwas schien einzurasten. Dann war es einen Moment lang ganz still bis zwei Autotüren dumpf klappten und genauso dumpf klangen plötzlich auch die Stimmen. „Invalidenstrasse“ sagte die tiefere ruhige Stimme. „Nee, Turmstrasse“ korrigierte eine junge männliche Stimme und fragte „darf man jetzt Radio anmachen?“ Die tiefere ruhige Stimme lachte „Hertha spielt, ja mach mal an. Und du hast natürlich recht, wir sind ja jetzt in Moabit. Ist dein erstes mal, oder?“ „Ja“, antwortete di

Poloshirts und karierte Hemden

Es war einer dieser Morgene an dem die Poloshirts Innentaschen haben und die Marmeladenseite des Toasts auf dem Küchenfußboden verschwindet, der Kontoauszug, die Kündigung und die Rechnungen gleichzeitig im Briefkasten liegen, das Wasser vor dem Duschen wegen Wartungsarbeiten abgestellt wird, sich das WLAN verabschiedet und das Handy streikt. Ja, gut, ich gebe zu das ist etwas übertrieben, die Kündigung lag nicht im Kasten, konnte auch nicht, ich hatte sowieso keinen Job. Aber um den sollte es gehen, heute beim Vorstellungsgespräch. Wie erwartet fuhr mir der Bus vor der Nase weg, nicht ohne mich noch mit etwas Pfützenwasser in dunkelgrau zu beglücken. Gott sei Dank hatte ich den hellen Mantel an, einen anderen besaß ich auch nicht. Immerhin hatte ich vorsorglich in der Hosentasche noch drei Taschentücher mitgewaschen. Notdürftig ließen sich die Spritzer entfernen, der strömende Regen würde vielleicht den Rest tun. Die Nässe kam nicht nur von oben, auch meine Socken saugten literweise F

Galaktisch zeitgereist

Seit drei Wochen hing George hier nun fest. Seit drei Wochen lag der Geruch von Leichen und Schwarzpulver in der Luft. Und seit drei Wochen gab es diesen widerlichen Hirsebrei. Mit einem breiten zahnlosen Lächeln brachte Gundula, die Bauersfrau wieder einen Teller, wie jeden Abend wenn es dunkel wurde und die Kämpfe im Tal aufhörten.  Und wie jeden Tag, schüttelte die Bäuerin den Kopf, murmelte irgendetwas über diese seltsame Kleidung die George trug. Aber anscheinend mochte sie ihn. Er wußte das es im 1525 noch keine Raumanzüge gab, aber die schmierigen, voll gerotzten und wahrscheinlich auch vollgeschissenen Klamotten eines toten Soldaten oder Bauern wollte George nun wirklich nicht tragen. Dann lieber angegafft werden. Immerhin hielt ihn die Frau nicht mehr für den Teufel, einen Geist, einen Hexer oder sonst etwas. Sie sprach Dialekt, vielleicht deutsch? Der Brei machte satt, wenigstens das. Und immerhin funktionierte sein Kommunikator noch. Doch vom Raumschiff und dem rettenden Be